Blog: Topic Japan - Bücher und mehr: Mond auf dem Wasser

Buchcover von "Mond auf dem Wasser"

Marianne Brettschneider (Hrsg.)

Mond auf dem Wasser

Moderne japanische Liebesgeschichten

 

Ich habe das Buch zweimal gelesen. Einmal aus Neugier. Ein zweites Mal für die Vorstellung im Blog, ein drittes Mal werde ich es nicht lesen.

Das liegt nicht an der Qualität des Inhalts.  Ich bin einfach nicht das Publikum für unglückliche Liebesgeschichten.  Das habe ich schon bei der Lektüre von „Brokatrausch“ bemerkt.

 

Als ich dieses Buch zum ersten Mal in Händen hielt, wunderte ich mich. Ein Buch mit japanischen Erzählungen und ein Cover, das kaum nichtssagender hätte sein können. Marianne Schäfers Bild zeigt zwar ein Gewässer, aber keinen Mond und sehr japanisch wirkt das Motiv auch nicht.

 

Liebe führt zu Glück – diese Prämisse sucht man in diesen Geschichten vergebens.  Shotaro Yasouka, Seiichi Funabashi, Kyoshi Takahama u.a. erzählen, dass man vom Leben alles erwarten kann, nur kein Glück.  Das wäre wohl langweilig oder kitschig.

 

Ein älterer Mann verliebt sich in eine junge Frau, die seine Gefühle erwidert, aber verlobt ist.  Ein Junge begegnet einer schönen Geisha und träumt nur noch von ihr. Ein Tätowierer entdeckt in einem Mädchen die kalte Seele einer chinesischen Prinzessin und will diese Vision um jeden Preis zum Leben erwecken, eine einfache Kassierin wünscht sich ein kleines Glück und wird mit einem spielsüchtigen, kindischen Trunkenbold verheiratet, die Gattin eines Samurai begegnet ihrer alten Liebe und gibt sich ihr hin, um später vor Scham den Tod zu wählen -  Liebe führt zu Unglück, zum Tod.

 

Die Geschichten sind nicht allzu lang, als Leser bleibt man in einer gewissen Distanz zu den Figuren, so traurig die Geschichten auch sind und so betroffen sie auch machen, man wird nicht in die Figuren hinein gezogen wie in einem umfangreicheren Werk. Ich bin dafür dankbar,  denn ich leide ungern mit.

 

Obwohl der Untertitel „Moderne Liebensgeschichten“ trägt, sind sie teils hundert Jahre alt. Die ältesten spielen um 1910, neuere nach dem zweiten Weltkrieg. Dadurch ist das Umfeld der Figuren interessant, gibt es doch Einblick in den Alltag, die Wertvorstellungen und das Frauenbild jener Zeit.

 

Wer sich nicht wie ich von tragischen Schicksalen abschrecken lässt, dem kann ich dieses Buch wärmstens ans Herz legen. 

 

 

Marianne Brettschneider (Hrsg.)

Mond auf dem Wasser

Moderne japanische Liebesgeschichten

Verlag Volk und Welt Berlin 1978

 

Sollte jemand die ISBN Nummer des Buches kennen, bitte mir mailen, damit ich sie ergänzen kann. Weder auf dem Cover noch im Buch habe ich eine solche gefunden.

 

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