Keyphotos Japan & Hans H. Krüger
Reise durch Japan
Als ich dieses Buch zum ersten Mal durchblätterte, wusste ich, dass ich einen der schönsten Bildbände in deutscher Sprache in Händen halte. Schon der Schutzumschlag mit dem golden funkelnden Kinkaku-ji –Tempel von Kyoto beeindruckt durch seine Klarheit und den Kontrast zwischen der Spiegelung im dunklen Wasser und dem wolkenlosen Himmelsblau.
Das moderne Gesicht Japans folgt mit einem funkelnden Bild des Stadtteils Ginza (in Tokyo) bei Nacht, um gleich darauf wieder mit einem weiß schimmernden Schloss von Osaka unter blauem Himmel aufgewogen zu werden.
Diese Mischung zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen still und andächtig sowie laut und hektisch prägen weite Strecken des Buches.
Viele der Aufnahmen zeigen Städte bei Nacht. Nicht nur die Menschen auf den Bildern, sondern auch der Betrachter fühlt sich ab und an fast erschlagen von dem Wirrwarr aus Neonlichtern. Daneben breiten sich grüne Reis und Teefelder unter blauem Himmel aus, plätschern Wellen an Strände, die sich wie auf einem Südseeprospekt präsentieren.
Aber der Reihe nach: Das Buch beginnt seine Reise in Hokkaido. Ainu in traditionellen Gewändern, grüne Hügel und tiefblaues Meer, wo der Blick sich in bläulichem Dunst verfängt. Kraniche staksen durch den Schnee, Dampf steigt aus gelbschwarzen Schwefelablagerungen, Eisschollen türmen sich übereinander und dick eingepackte Besucher bestaunen ein prachtvolles Kunstwerk auf dem Schneefestival von Sapporo. Immer wieder Winterblider, rote Schneeschaufeln, lachende Kinder.
Weiter geht die Reise nach Shikokku und Honshu, ein Zengarten, prächtige Tempelanlagen mal hinter blühenden, mal hinter schneebedeckten Bäumen. Auch hier viel weiß und blau, Schiffe, Meer, Klippen, Himmel, Wolken. Pilger in weißen Kleidern, Schaum auf den Wellen am grauen Strand. Dabei viel Grün, Kiefern, Reisfelder, saftige Waldgebiete. Kleine Mädchen vor ihrem Puppenberg, Karpfenfahnen beim Jungenfest, Mädchen und Junge prächtig ausstaffiert für das Shichi-go-san Fest am 15. November.
Die Reise macht kurz Pause und wir erfreuen uns an Bildern zu Kunst und Handwerk, vom Bonsai über Keramik , Kalligrafie bis zur Teezeremonie.
Weiter geht es zum großen Buddha von Kamakura, zum Himeji Schloss und dem Fushimi-Inari Schrein mit seinen roten Torii. Ein besonders schönes Foto zeigt einen offenen Feuerplatz in einem alten Bauernhaus.
Wir nähern uns dem Fuji-san und stürzen gleich auf der nächsten Seite ins Stadtleben. Was bisher eher zu kurz kam, überrollt uns nun, pulsierendes Stadtleben, Menschenmassen, ein Mann blickt verloren zu den Reklametafeln über seinem Kopf.
Zeit für einen Imbiss, wir besuchen ein Sushi-Restaurant, stärken uns in einer Nudelsuppe und sehen zu wie ein tiefgekühlter Thunfisch zerhackt wird. Eine Doppelseite macht uns den Mund wässrig mit Gerichten, die eigentlich zu schön sind, um gegessen zu werden.
Traditionelles Theater, Musik und Sumo werden von Aufnahmen moderner Bauten abgelöst, Gebilde aus Stahl und Glas funken vor blauem Himmel.
Raus aus der Stadt, wir finden Ruhe in den Parks, beobachten die Reisernte und vergessen natürlich nicht, dem Toshogu-Schrein in Nikko einen Besuch abzustatten. Der richtige Auftakt für eine Bilderreihe rund um herbstliche Wälder, Bäche, Wasserfälle und religiöse Symbole. Die Reise führt uns ans Meer zum Jodo Strand der Präfektur Iwate.
Weiter geht es nach Süden an den Traumstrand von Miyako, südlich von Okinawa, wir schauen zurück auf Kyushu, steigen hinauf zum Krater des Bergs Aso. Kurzer Halt in Nagasaki an der Abwurfstelle der Atombombe und ein rascher Blick auf den „Ausländerhang“ der Stadt.
Kurz tauchen wir in ein Onsen, ehe wir den äußersten Süden Japans besuchen und uns kurz auf Okinawa umschauen. Prächtig in rot und weiß unter dem blauen Himmeldas Shurijo Schloss, und ein letztes Strandbild auf der Insel Ikema zwischen Okinawa und Taiwan.
Mein Fazit: In Japan herrscht nie schlechtes Wetter. Auf den allermeisten Fotos lacht die Sonne vom blauen Himmel. Jeder wichtige Touristenpunkt hat sein prächtigstes Foto bekommen und wer noch eine Einladung braucht für einen Japanurlaub, könnte keine schönere bekommen.
Vom japanischen Alltag ist wenig zu merken, Menschen sind Nebensache, es sei denn, sie sind niedlich, dekorativ oder in Massen vorhanden.
Ein wunderschöner Bildband, leider mit wenig ungewöhnlichen Fotos und für jemanden, er schon viele Kalender, Postkarten und Bildbände begutachtet hat, ein bisschen langweilig. An Information gibt es nicht viel, es lohnt sich aber die Bildbeschreibungen zu lesen.
Keyphotos Japan & Hans H. Krüger
Reise durch Japan
Stürz
Verlagshaus Würzburg GmbH & Co. KG 2002
124 Seiten
ISBN: 3800315858
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