Blog: Topic Japan - Bücher und Mehr: Buchtipp "Reisegast in Japan"

Gothild und Kristina Thomas

Reisegast in Japan

 

Ein ungewöhnlicher Reiseführer, der jedem Gaijin einen Blick hinter die vielen unterschiedlichen Fassaden Japans ermöglicht.

 

Das 2001 erschienene Werk hat in den neun Jahren kaum an Aktualität eingebüßt. Seit dem Anime- und Mangaboom in der westlichen Welt sind zwar mehr Touristen in den Großstädten unterwegs, aber das „echte“ Japan erfährt nur, wer sich als Individualtourist ins Abenteuer stürzt.

Im Vorwort erzählt Gothild Thomas wie ihre Faszination für Japan erwachte und auf welches Unverständnis sie in ihrer Umgebung stieß, wohingegen sie in Japan einerseits als Gaijin freier leben konnte als die Japaner, andererseits für ihr Interesse und ihre Sprachkenntnisse bewundert wurde.

Gut verständlich, dass sie sich dort bald wohler zu fühlen begann als hier.

 

Die mit Liebe, Witz und großem Wissen verfasste Führung ins „echte“ Japan, beginnt bei den Lebensbedingungen in Japan , von den Jahreszeiten, den Erdbeben, dem Taifun.  In die sachlichen Informationstexte eingebettet finden wir wertvolle Tipps (Wie verhält man sich bei einem Taifun?) und mitreißende Erlebnisberichte (z.B. Wie Frau Thomas mit ihren drei kleinen Kindern ein mittelschweres Erdbeben erlebte).

 

Diese fesselnde Mischung hält den Leser durch alle Themenbereiche am Haken. Wir erfahren, wie die Japaner sich und die Ausländer wahrnehmen,  den „Austausch“ von Wörtern und lösen ein kleines, lustiges Deutsch-Japanisches Sprachrätsel.  Wussten Sie, dass die Japaner Eispickel als „a-i-su-pi-ke-ru“  in ihre Sprache übernommen haben?  

 

Es werden auch die Religionen Japans vorgestellt, neben Shintoismus und Buddhismus  lesen wir, welche Rolle Zen im Leben der Japaner spielt,  und in welcher Form christliches Denken in Japan eingezogen ist. Eines der zahlreichen schwarz-weiß Fotos in diesem Buch zeigt eine katholische Kirche  von ihnen. In dem im gotischen Stil errichteten Kirchenschiff sitzen Japaner und Japanerinnen (rechts die Frauen, links die Männer) auf Matten so wie in einem Teehaus. Die Frauen tragen durchscheinende Tücher über den Haaren.   Nicht vergessen wurde auf die unterschiedlichen Sekten, die sich in Japan breit gemacht haben, von der berüchtigten Aun Sekte bis zu den Soba Gakkai.

 

Das nächste Kapitel dreht sich um das Selbstverständnis der Japaner, von den Namen über Sprache und Schrift bis zur Höflichkeit und wirft einen kritischen Blick auf den „schönen Schein“, der in Japan oft mehr zählt als der Inhalt.

Im Anschluss erfahren wir von den „Wesenszügen des japanischen Verhaltens“, allem voran das Streben nach Harmonie, die Kunst des Ignorierens, Freundschaften und das richtige Schenken.

 

Die folgenden Kapitel erläutern das japanische Familienleben, das Rollenbild von Mann und Frau (interessant, dass zwar der Mann arbeiten geht, aber die Frau das Familienbudget verwaltet und ihm nur ein Taschengeld zur Verfügung stellt),  Samurai und Geishas wurden eben so wenig vergessen wie die Love Hotels und die ersten Schritte zur Emanzipation der Frau, an welcher die Japaner schwer zu knabbern haben.

 

Von der Familie geht der Blick hinaus in die Arbeitswelt. Was fasziniert die Japaner so sehr an Robotern? Was ist ein typischer sarariman ( Sallaryman)?

 

Wundern wir uns manchmal, wie die Japaner mit Verbrechen umgehen oder wie sich Verbrecher (ja auch korrupte Politiker ) verhalten?  Das Denken dahinter erläutert das Kapitel über die Individuellen Rechte, über Recht und Gerechtigkeit. Wie geht man mit der Obrigkeit am besten um?

 

Wer in Japan wohnt und nicht nur im Hotel nächtigt, für den ist das nächste Kapitel wichtig inklusive der Warnung vor Klimananlagen und Tipps, wie man mit den Nachbarn am besten Kontakt knüpft.

 

Nicht fehlen darf natürlich ein Kapitel über Essen und Trinken sowie über Feste und Feiern  und wie  lokale Volksfesten pannenfrei genießen kann. 

 

Den Abschluss des Buches bildet ein lustiges Kulturspiel, bei dem der Leser überprüfen kann,  welche Fettnäpfchen im noch gefährlich werden können.

 

Gothild und Kristina Thomas

Reisegast in Japan

Fremde Kulturen verstehen und Erleben

331 Seiten (mit Glossar)

Herausgeber Gerd Simon

2001

Iwanovski’s Reisebuchverlag

ISBN: 3923975821

 

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