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Das alte Japan

 

Deutsche Übersetzung von „Tales of Old Japan“, dessen Erstausgabe 1871 erschien. Der Autor A.B. Mitford lebte 1866 bis 1870 in Japan und arbeitete als Sekretär für die britische Gesandtschaft.  Er lernte in dieser kurzen Zeit die Sprache und reiste soweit es ihm erlaubt war durch das Land, sammelte Legenden, Heldengeschichten, Märchen und andere Texte aus der Zeit der Samurai und übersetzte sie ins Englische.  Entstanden ist ein faszinierender Blick in Volksseele dieser Zeitepoche.  

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Wie verdient man sich die Dankbarkeit eines Dachses? In welcher Form wurden Kreuzigungen durchgeführt und für welche Verbrechen galten diese Strafen?  Was ist ein Otokodate? Mit welchen Geschichten  brachten buddhistische Prediger ihre Gemeinde auf den rechten Weg?  Wie viele Arten gibt es, Harakiri zu begehen? Was ist eine Gürtelmutter? Können Eier einen Affen verhauen, der eine Krabbe betrogen hat?

 

Dies ist nur ein kleiner Auszug aus den Fragen, welche durch die Geschichten und Beschreibungen beantwortet werden.  

 

Was die Japaner der Samuraizeit als alltäglich hinnahmen,  mag den modernen westlichen Leser  verwundern, ja befremden.  Besonders deutlich wird dies auch in den Schilderungen, die Mitford seinen gesammelten Geschichten voranstellt.  Wir erhalten dadurch Einblick in das Verständnis und das Alltagsleben der Japaner der Meiji-Ära.

 

Ein Beispiel daraus ist die Schilderung einer Hinrichtung, die an einer Leiche vollzogen wurde. Der verurteilte Mörder war im Gefängnis gestorben, doch die Strafe musste vollstreckt werden. Also wurde seine Leiche in einen großen Tonkrug gepackt und mit Salz haltbar gemacht und versiegelt. Ein Jahr später wurde seine gepökelte Leiche aus dem Salzgefäß gezogen, auf das Kreuz gebunden und die Hinrichtung vollzogen. Drei Tage hing die Leiche zur Abschreckung am Kreuz während nur zehn Schritte daneben Kinder spielten, die es nicht zu kümmern schien.

 

In dem Buch erfahren wir auch etwas über die Eta jener Zeit. Sie waren Ausgestoßene, die unter einer eigenen Jurisdiktion lebten. Die Eta nahmen jene Aufgaben war, die allen  zuwider waren: Sie töten Tiere, gerben das Leder, verarbeiten es,  führen Todesurteile durch usw.  Ehen wurden nur innerhalb dieser Klasse geschlossen, also ist es ziemlich vorhersehbar, wie die Liebesgeschichte eines wunderschönen Eta-Mädchens und eines Adligen ausgeht.

 

Sie ist ein Beispiel für das immer wieder gern verwendete Thema: Herz gegen Ehre und Verstand.  Zunächst siegt das Herz, doch irgendwann holen die Folgen des leichtfertigen Handelns die  Liebenden ein und fordern ihren grausamen Tribut.

 

Viele der Geschichten enthalten moralische Lehren (wie unsere Märchen und Sagen auch). Gute Taten werden belohnt. Neid, Missgunst und Verbrechen werden bestraft. 

 

Immer wieder klingt auch das Prinzip durch, dass Ehre mehr zählt als alles andere, die Treue eines Samurai zu seinem Herrn steht über der Liebe zu seiner Familie.

 

Illustriert werden die Geschichten wie in der englischen Ausgabe durch 30 zeitgenössische Illustrationen, die jeweils zur Erzählung passen.

 

Das alte Japan

A.B. Midford

2007 Anaconda Verlag Köln

ISBN 9783866471436

 

 

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