Blog: Topic Japan - Bücher und mehr: Mädchenkopf mit Maske

Screenshot des Episodenguides der IMdb

"Bones, die Knochenjägerin" gehört zu den Krimiserien, die ich richtig genieße. Knochen sind sauber und die Fälle oft bizarr, die Figuren originell und von großem Unterhaltungswert.

 

Als die Episode "Mädchenkopf mit Maske" (Klingt wie der Titel eines Kunstwerks) am 29. April 2010 lief, war ich freudig überrascht, dass sich von Beginn an ein Japan-Bezug einstellte. Ein japanisches Opfer, deren japanischer Bruder anreist um die Ermittlungen zu unterstützen und dazu einen japanischen Spezialisten mitbringt. 

 

Am Ende der Episode war ich leicht irritiert.

Abgesehen von der Schwäche des Plottes, gabe es so einiges in dem Japanbezug, das mir seltsam vorkam:

 

Soweit ich gelesen habe, verbeugt sich bei einer ersten Begrüßung derjenige tiefer, der sein Gegenüber als höherstehend betrachtet und ihm Höflichkeit erweisen will. Bones, die Spezialisting begrüßt den Bruder des Opfers und den japanischen Spezialisten Dr. Tanaka mit einer sehr tiefen Verbeugung und mit einer japanischen Begrüßungsformel. Als sie jedoch von Dr. Tanaka als die beste in ihrem Job gelobt wird, ist alle Höflichkeit vergessen und sie antwortet in einer weiteren tiefen Verbeugung, dass sie sehr wohl wisse, dass sie die beste sei.  Höflichkeit und Angeberei in ein und demselben Augenblick und das von einer gebildeten Frau, die genug von der Kultur versteht, um auf japanisch zu grüßen?

 

Die zweite Seltsamkeit hing mit dem Opfer zusammen. Es wurde zuerst nur der Kopf gefunden. Der Steckte in einer Gummimaske, die eine unidentifizierbare Animefigur darstellte. Die Augen schräg, Mund und Nase konnte ich nicht sehen, dadurch wirkte die Maske Alien-artig auf mich.

Das Opfer und seine (nicht auffindbare) Freundin hatten sich von einem Fotografen in Lolita-ähnlichen Outfits fotografieren lassen.

Die Spur führte zu einem Maid-Cafe, in welchem Cosplayer an jedem Tisch saßen,  die Kamera fuhr genüsslich über die Dienstmädchen- , Schulmädchen- und Lolitakostüme. 

Dort kam ans Licht, dass die beiden den Abstieg von der anständigen japanischen Studentin über ein Lolita-Model über die Cosplaybedienung mit dem Dienst in einem Eskortservice vollendet hatten. Der Zuhälter vermittelte die verschwundene Freundin an einen Banker, der in seiner Wohnung ein Katana an der Wand hängen hatte.

 

Inzwischen waren im Labor alle mit den Überresten beschäftigt, auch der Spezialist aus Japan, bei dem nicht klar war, ob es sich um einen Japaner oder eine Japanerin handelte, da er als mit seinen blau gefärbten Haaren und dem als  "androgyn" beschriebenen Gesicht ja beides hätte sein können. Ich fand es nicht schwer, mich zu entscheiden, die deutsche Stimme klang eindeutig weiblich, das Gesicht sah auch nach Frau aus, und dass kein Busen erkennbar war, wunderte mich bei den gerade geschnittenen Kleidungsstücken auch nicht.

Meine Überraschung war groß, als am Ende sie doch ein er war.

Ein bisschen googeln hingegen bestätigte meinen Verdacht, Dr. Tanaka wurde von einer wunderschönen Frau gespielt: von Ally Maki. Ich mag es nicht, für dumm verkauft zu werden.

 

Wie sich herausstellte, war der Kopf des Opfers auf einem Bamubsstab gesteckt und in der Wohnung aufgestellt worden, um ihre Zimmergenossin zu erschrecken, weil diese nicht mehr von dem üblen Geschäftsmann verprügelt worden wollte. Ausführender dieser Samuraitaktik war ausgerechnet der Zuhälter / Leiter des Eskortservice, der Amerikaner chinesischer Abstammung spielte, der er auch war.

 

Ich habe die Besetzungsliste hier studiert. Der Bruder des Opfers wurde von einem Halbjapaner/Halbkoreaner gespielt, er spielte ihn erzkonservativ und bemüht, keine Gefühle zu zeigen. Daneben war der Fotograf der einzige auf dieser Liste, der einen rein japanischen Namen trägt. Leider.

 

Nachdem wir also schon Anime, Samurai und Lolitas genossen haben, war als nächstes die Religion an der Reihe. Dr. Tanaka verließ sich nämlich nicht auf seine Intelligenz allein, er war auch in der Lage durch Berührung der Knochen das Kami zu fühlen, das ihm einen Hinweis gab, dass das Opfer ertränkt worden war, ehe es geköpft wurde.

Mit "das Kami" war offenbar eine Art geistiger Aura gemeint. Ich mag mich irren, aber ich dachte, Kami wären etwas anderes.

 

Wenn ich mich nicht auf eine gut geschriebene und gut recherchierte Geschichte gefreut hätte, wäre es ein amüsanter Abend gewesen. So jedoch blieb nur das Gefühl, dass ich mir diese DVD meiner Lieblingskrimiserie sicher nicht kaufen werde.

 

 

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