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Botchan

von Natsume  Soseki

 

„Seit ich in Kind war, brachte mich meine Rücksichtslosigkeit in nichts als Schwierigkeiten“ – mit diesem Satz eröffnet der Ich-Erzähler die Geschichte seiner kurzen Karriere als Lehrer an einer ländlichen Schule der Meiji Zeit.

 

„Botchan“ – in etwa „junger Herr“ so wird der Erzähler von Kiyo, der alten Bediensteten seiner Eltern noch genannt, als er seine Ausbildung abschließt. Kiyo, die mit einer mütterlichen Liebe an ihm hängt, verabschiedet ihn in sein neues Leben.

An sie verfasst er gleich am ersten Abend nach seiner Ankunft einen Brief.  In ihm hält er fest, welche Spitznamen er den Kollegen und Vorgesetzten gegeben hat.  So wird im weiteren Verlauf des Romans kaum ein richtiger Name genannt, wir lesen nur was „Rothemd“, „Waschbär“ oder „Clown“ gerade tun.

 

Kurz nach dem Antritt an der neuen Schule wird er schon mit der Engstirnigkeit seines Umfelds konfrontiert. Schüler wie Vorgesetzte lassen ihn wissen, dass es nicht in Ordnung ist, als Junglehrer eine Nudelküche zu besuchen und Nudeln in aller Öffentlichkeit zu essen. Das gleiche passiert ihm kurz darauf mit Reisbällchen und danach mit dem Besuch eines öffentlichen Bades. Was immer er tut, er wird ausspioniert und als dumm hingestellt.

 

Es dauert eine Weile bis er dahinter kommt, wem er vertrauen kann und wer nur sein eigenes Wohl im Sinne hat. Wer ehrlich zu seinen Fehlern steht und wem es nur darauf ankommt, scheinheilig zu tun. Bis dahin stolpert er von einem Fettnäpfchen ins andere, sodass man sich am Ende der Geschichte nicht wundert, dass er der Schule den Rücken kehrt und zu seiner Kiyo zurück kommt, um in Tokio ein besseres Leben zu führen.

 

Die Einleitung stellt uns den Autor vor und dessen Weg bis zur Entstehung des Romans. Vor allem aber beantwortet sie die Frage, worin denn die Anziehungskraft des Romans für die Japaner liegt.  Das Geschehen des Romans baut nicht wirklich Spannung auf, sie plätschert mehr dahin. Der Ich-Erzähler ist nicht wirklich sympathisch, doch offenbar üben gerade sein Eigensinn und seine Unangepasstheit einen großen Reiz auf die japanische Leserschaft aus.

 

Zudem steckt für heutige Japaner eine Menge Nostalgie in der Geschichte. So war es in der Meiji Zeit.  Auch für westliche Leser ist es interessant, die Intrigen und Fallstricke im Alltag eines Junglehrers nachzuspüren.

 

Natsume  Soseki

Botchan

Illustrationen von Kazuyoshi Lino

Kodansha International

ISBN: 087011367

 

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